Startenor Christoph Prégardien im Bären
Zum Auftakt zur 70. Saison der Kammermusik-Konzerte Langenthal wartet die Reihe am 3. November bereits mit einem Höhepunkt auf: es gastiert der deutsche Startenor Christoph Prégardien, begleitet vom Hornisten Olivier Darbellay und vom Pianisten Michael Gees. Dies lässt einen Liederabend auf Weltklasse-Niveau erwarten.
Die Zusammensetzung des Trios (Tenor, Horn und Klavier) mag zuerst speziell anmuten, fügt sich aber perfekt in die Stimmungslage des Liederabends. Das Trio wartet mit einem Programm mit Liedern von Franz Schubert, Benjamin Britten, Franz Lachner und Conradin Kreutzer auf. Darin enthalten sind einige Perlen des lyrischen Liedgesangs, so etwa drei Lieder aus Brittens «The Heart of the Matter» oder eines der letzten Schubertlieder «Auf dem Strom», wo ein virtuos spielendes Horn zur Klavierbegleitung hinzutritt. Das Horn ist sozusagen das idealtypische Instrument der Romantik. Horn und Singstimme vermögen auf derart wunderbare Weise zu verschmelzen, dass aus dem romantischsten aller Instrumente gleichzeitig das menschlichste wird. Die Lieder von Britten mit ihrem Hornklang sind ein spätes Echo aus dem 20. Jahrhundert auf die Romantik.
Weltstar mit kongenialer Begleitung
«Dass Prégardien zu den grössten Liedinterpreten der Gegenwart gehört, steht ausser Frage.» Mit dieser Aussage charakterisiert der Norddeutsche Rundfunk (NDR) Christoph Prégardiens Schaffen und seine Bedeutung kurz, aber umfassend. Der in Limburg geborene Tenor und Professor an der Musikhochschule in Köln tritt in dieser Saison unter anderem in der Wigmore Hall in London, in Birmingham, Oxford, im Mainzer Dom, im Berliner Konzerthaus und in Rom auf – sowie nach 2012 bereits zum zweiten Mal in Langenthal. Es sind seine klare und präzise Stimmführung sowie seine intelligente Deutung und Diktion, gepaart mit der Fähigkeit, sich in den psychologischen Kern einer Rolle zu begeben, die Prégardien zu einem der bedeutendsten lyrischen Tenöre unserer Zeit machen. Ganz besonders geschätzt ist sein Schaffen als Liedsänger, von dem er im Bären eine kleine Kostprobe geben wird. Klein angesichts der über 130 CDs, auf denen seine Interpretationen zu hören sind, gross in der Wirkung seines Gesangs. «Lichteinfall und Schattenwurf, die kurze Hoffnung auf Glück und das lange Zweifeln, das dünne Eis, auf dem die Liebe wandelt und der bodenlose Abgrund darunter: Prégardiens Romantik ist intensiv, unmittelbar und in jedem Moment dringlich, sie verschlägt einem den Atem», kommentiert der Deutschlandfunk.
Begleitet wird Prégardien vom Schweizer Hornisten Olivier Darbellay. In Bern geboren und aufgewachsen in einer Musikerfamilie, studierte er Cello und Horn. Seit dem Gewinn der «Tribune des Jeunes Interprètes» 2000 in Lissabon sowie dem Titel als «Soliste de l’an 2000» der frankophonen Radiounion stehen ihm die Türen zu den wichtigen Podien und Festivals in Europa, Nordamerika und Asien offen, an welchen er sowohl als Solist wie auch als Kammermusikpartner namhafter Musikerpersönlichkeiten auftritt. Olivier Darbellay ist Solo-Hornist im Berner Symphonieorchester.
Michael Gees, Komponist, Pianist und Improvisator, liess nach steiler Wunderkindkarriere als 15-Jähriger die Musik zunächst einmal hinter sich. Nach Studienjahren in Salzburg, Wien, Detmold und Hannover arbeitet er seit 1980 als freischaffender Komponist und Pianist. Er hat zusammen mit Christoph Prégardien verschiedene Projekte realisiert und harmoniert perfekt mit dem grossen Tenor.
Hanspeter von Flüe